Anhand dieser Cortisolkurve können wir den Normalfall erkennen. Mit mehr Vitalität im Körper fällt uns alles etwas leichter, inkl. der Entscheidungen.
Die neurobiologischen Hintergründe: eine kurze Reise durch das Gehirn
Die Grundlage unserer Handlungs- und Entscheidungsprozesse befindet sich im Gehirn, in unseren Entscheidungszentren. Wussten Sie, dass wir für Entscheidungsfindungen drei Systeme zur Verfügung haben?
Das Angstsystem wird aktiviert, wenn wir in Situationen kommen, die wir als gefährlich einstufen: Ähnliches hat jeder schon einmal erlebt, der mit dem Auto unterwegs war und in eine gefährliche Verkehrssituation geraten ist. Die Stressreaktion hilft, sofort wach und aufmerksam zu sein. Wenn wir echten oder vermeintlichen Gefahren ausgesetzt sind, werden im Gehirn bestimmte, mit Stress verbundene, neuronale Netze aktiviert. Dabei werden Stresshormone im Gehirn ausgeschüttet, die bewirken, dass unsere Lösungskompetenz im präfrontalen Cortex reduziert wird. Jeder, der Angst vor Spinnen hat, weiß: Der Verstand kann diese Angst kaum beeinflussen. Wenn wir eine Spinne sehen, reagieren wir ängstlich und emotional – selbst, wenn uns bewusst ist, dass diese für uns keine Gefahr darstellt. Dieses System dient der Gefahrenabwehr und zur Wiedererkennung von potentiellen Bedrohungen.
Das Begeisterungssystem schaltet sich ein, sobald ein positives Ereignis eintritt. Ein gutes Essen, eine angenehme Berührung, ein schönes Bild und andere Dinge die mit positiven Emotionen verbunden sind, führen zu einer Ausschüttung von Dopamin. Das Dopamin wirkt im Gehirn als Begeisterungsbotenstoff und ist für kognitive Produktivität und hohe Kreativität zuständig. Es sorgt für ein High-Gefühl. Dieses System führt am Arbeitsplatz zu Kreativität, Mut und Zuversicht und bildet die biologische Grundlage für das Flow-Erlebnis.
Das Begeisterungs- und das Angstsystem stehen sich wie zwei Fußballmannschaften gegenüber. Hat die „Stressmannschaft“ den Ball, findet unser Gehirn viele Fehler, sucht Gefahren und ist extrem aufmerksam. Ist die „Begeisterungsmannschaft“ am Zug, sind wir kreativ, fröhlich und mutig.
Der Verstand ist im Präfrontalen Cortex gelagert und übernimmt die Aufgabe des Schiedsrichters auf dem Spielfeld. Er hat unter anderem planerische und rationale Funktionen und spielt eine untergeordnete Rolle bei unseren Entscheidungen.
„Unser Gehirn liebt Störungen“ – jede noch so kleine Unterbrechung sorgt für eine Dopaminausschüttung
Bei jeder Störung setzt unser Körper den Botenstoff Dopamin frei. Kommt beispielsweise eine neue Mail, freut sich unser Gehirn über etwas Neues und unsere Wichtigkeit. Wir lieben Unterbrechungen, denn sie liefern dem Gehirn frisches Dopamin. Bei einer (noch dazu unliebsamen) Aufgabe zu bleiben, kostet Energie in Form von Glukose. Ablenkung dagegen ist anstrengungslos. Wie alles andere können wir Konzentration auch trainieren. Hier liegt einer der größten Vorteile von Entspannungsverfahren und Meditation. Sie bringen unser Gehirn in einen Konzentrationszustand. Multitasking bewirkt genau das Gegenteil. Wenn wir im Meeting „nebenbei“ Mails beantworten, trainieren wir vor allem eines: Ablenkung. Auf Dauer können wir Ablenkung besser und Fokus schlechter.
Einer der wichtigsten Tipps zum Thema Selbstmanagement lautet daher: Seien Sie bei der Sache, egal was Sie tun. Essen Sie beim Essen, statt Mails zu lesen. Putzen Sie Zähne beim Zähneputzen, statt über das Meeting nachzudenken (in dem Sie Mails gelesen haben).
Auf den eigenen Körper achten
Nutzen Sie zur Dopaminsteigerung und damit zur Aufmerksamkeitssteigerung über die Konzentration hinaus verschiedene Möglichkeiten:
Take a break
Wer erfolgreich sein will, braucht ein Gleichgewicht aus Ruhe- und Aktivphasen. Im Idealfall sind es acht bis zehn Stunden Schlaf pro Tag, in denen der Körper nicht nur regeneriert, sondern ausreichend Cortisol produziert, das am nächsten Tag genutzt werden kann.
Schon der Genuss geringer Mengen Alkohol, exzessives Trainieren im Fitnessstudio und stundenlanges abendliches Fernsehen oder aufs Handy Starren haben störende Effekte auf die Ruhephase. Lesen, entspannen und tatsächlich mindestens acht Stunden Dunkelheit genießen wirkt dagegen Wunder – auch auf den morgendlichen Cortisolspiegel.
Lesson Learned:
Im Selbstmanagement geht es darum, nicht nur die Gedanken, sondern auch die Moleküle im Griff zu haben. Vor allem: Haben Sie gute Laune dabei! Alles, was Mühe macht, kostet Energie in Form von Zucker. Statt unseren Schweinehund zu überwinden, sollten wir Spaß an unseren Beschäftigungen haben. Das steigert die Erfolgswahrscheinlichkeit.