Gemüse übernimmt die Hauptrolle auf dem Teller und No Sugar, Intervallfasten und Ramen sind nur einige der House of Food-Trends 2019, prophezeit Gabriele Mühlen. Für die Chefredakteurin des Branchennetzwerks der Bauer Media Group ist der neue Hype ein alter Bekannter: gutes Essen darf Spaß machen.
„Die Sättigung des Marktes und das vorhandene Überangebot führen erst dazu, dass Trends entstehen“, so Gabriele Mühlen, Chefredakteurin des House of Food. „Deshalb ist das Thema Food längst zu einem Lifestyle geworden: Es geht nicht mehr nur um Nahrungsaufnahme, es geht um Genuss, gemeinsames Erleben, Stilfragen.“ Und das bewertet die Expertin durchaus positiv: „Heute stehen so viele Alternativen zur Verfügung, die etwa bei Unverträglichkeiten das Leben deutlich erleichtern – und grundsätzlich Abwechslung bringen.“ Wissenschaft und Industrie suchen permanent nach neuen Nahrungsressourcen, bei denen beispielsweise neben der hohen Nährstoffdichte die nachhaltige Produktion im Fokus steht. Ihr umfassenderes Wissen und die Transparenz im Lebensmittelbereich bewegen wiederum Konsumenten dazu, sich nicht nur für Food-Trends zu interessieren, sondern vor allem dafür, was sie essen und welche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln enthalten sind.
Wie Gabriele Mühlen und ihr Team die House of Food-Trends 2019 in den Marken der Bauer Media Group umsetzen und welche zielgruppenrelevanten Erfolgsrezepte darüber hinaus entstehen, erfahren Sie im Interview.
Ramen, Pokés, Superfood – was sind die Food-Trends 2019?
Gabriele Mühlen: Im urbanen Leben kommen die genannten Begriffe gerade an, sie sind insofern trendy, aber keine echten Trends mehr. In diesem Jahr begegnen uns zum Beispiel die Schwarze Sapote, eine neue Superfrucht, die nach Schokolade schmeckt, dabei viele Nährstoffe und wenig Kalorien enthalten soll. Außerdem im Trend: Insektensnacks, eine pflanzenbasierte Nahrung, Less-Sugar beziehungsweise Zuckeralternativen, glutenfreie Mehle, weiterhin die Levante-Küche, Plastikalternativen wie essbare Trinkhalme aus Apfeltrester, nachhaltigere Verpackungen. Ein echter Gourmet-Trend: Fermentieren, eine natürliche Gärung und eine der ältesten Methoden, Gemüse haltbar zu machen – Spitzenköche schwärmen von den komplexen Aromen, die dabei entstehen. Und meine Highlights: Healthy Hedonism – die Verbindung aus Gesundheit und Genuss, wir müssen uns nicht mehr kasteien, um unser Wohlbefinden zu steigern. Außerdem wird Essen verstärkt als gemeinsames Ritual zur Kommunikation und zum Austausch gelebt. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang sind „Wohnzimmer-Restaurants“, zu deren wichtigsten Zutaten die Atmosphäre und das Ambiente der Location zählen. So genannte Mealsharing-Konzepte werden im privaten Bereich beliebter, aber auch im Profibereich gibt es immer mehr Restaurant-Konzepte, die auf ein geplantes Menü und eine begrenzte Platzanzahl setzen.
Was wir essen beeinflusst nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch unsere Gesundheit – wie nutzt das House of Food Experten-Team dieses Wissen?
Ganz neu sind diese Erkenntnisse nicht, es gibt aber immer mehr spezifische Studien zu diesen Themen. Unterm Strich sagen alle, dass eine achtsame, gesunde Lebensführung immer wichtiger wird. Und das transportieren wir schon jetzt für unsere Marken und Kunden mit unserer Expertise und unserem Content. Gleichzeitig forschen Wissenschaftler weiter. Ein Beispiel: In Zukunft sollen wir mithilfe einer mobilen Speichelmessung erkennen können, ob eine Krankheit vorliegt, die wir noch nicht bemerkt haben, um dann mit einer gezielten Ernährung gegenzusteuern. Zur Prävention könnte jeder das eigene Ernährungsverhalten tracken und darüber verändern. Wir informieren in unseren Medien über diese Möglichkeiten und teilen sie mit unseren Lesern und Partnern. Denn hier liegt die Möglichkeit, dazu zukunftsfähige Food-Konzepte zu entwickeln.
Sind gesundes Essen und Ernährungstrends Themen, die nur sehr wenige Zielgruppen bewegen?
Ein klares Nein. Unsere Zielgruppenexpertise im Food-Segment basiert unter anderem auf den „Female Perspectives“ und wird durch Erkenntnisse der GIK-Konsumentenstudie best for planning (b4p) gestützt: Durch die Learnings aus b4p wissen wir sehr genau über die Wünsche und Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen Bescheid: Bekannt ist, dass es bei sehr vielen Menschen längst zum Mindset gehört, sich mit Food-Themen zu beschäftigen. Das hat vor allem damit zu tun, wie wir heute leben: Junge Hipster gehen gern in stylische Trend-Locations, die einen speziellen Fokus wie beispielsweise vegetarische Burger oder Bowls haben. Berufstätige Frauen, die alles unter einen Hut bringen wollen und nicht zu viel Zeit mit Kochen verbringen möchten, setzen dagegen auf Trends wie Meal Prepping. Menschen mit Unverträglichkeiten, die ein spezielles Ernährungskonzept brauchen, beschäftigen sich gezielt mit diesen Inhalten. Essen ist längst viel mehr als die reine Nahrungsaufnahme: Die Ernährung ist eins der wichtigsten Instrumente zur Gesunderhaltung und Selbstoptimierung. Wir fördern damit unsere Leistungsfähigkeit und unterstützen sowohl Psyche als auch Physis. Jede einzelne dieser Erkenntnisse fließt in die Inhalte unserer Magazine, Websites, Apps und in die sozialen Kanäle unserer Marken.
GIK macht Marken stark – Sie wollen wissen, wie es ihrer Lieblingsmarke geht? Über b4p bekommen Sie umfassende demografische Angaben, die Ihnen etwas über die Interessen, Motivationen, Einstellungen und Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe verraten.
Herausgeber der best for planning-Studie (b4p) ist die >>Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung (GIK), ein Joint Venture von Axel Springer, Bauer Media Group, Funke, Gruner + Jahr und Burda stehen. b4p analysiert die Mediennutzung und das Konsumverhalten von Verbrauchern. Die Markt-Media-Studie liefert verlässliche Daten für Markenverantwortliche, die diese für ihre strategische Planung nutzen. b4p ist mit der Erhebung von circa 2.400 Marken in mehr als 120 Marktbereichen die umfassendste Markt-Media-Studie im deutschen Markt.
Schon 18-Jährige sind dank Instagram auf dem neusten Stand in Sachen Food-Trends: Ist für die Nachwuchs-Generation, die mit opulenten Optiken ganz selbstverständlich aufwächst, Essen DER Lifestyle-Begriff?
Essen ist nicht einfach nur ein Lifestyle-Begriff, sondern längst DAS Distinktionsmerkmal verschiedener Generationen. Food-Trends und trendige Ernährungsformen sind bei der jungen Generation vor allem deshalb angesagt, weil jeder Einzelne sich darüber abgrenzen und unterscheiden kann. Da geht es nicht nur um Ernährung, sondern um die damit verbundene Überzeugung: Viele Menschen setzen ein klares Statement – sei es durch eine konsequent vegetarische Lebensweise oder das Bekenntnis zum Veganismus, um nur einige Beispiele zu nennen. Grundsätzlich muss aber das Essen instagrammable sein, deshalb sind zum Beispiel Bowl-Restaurants so beliebt. Das abgebildete Gericht wird so zur Statusansage.