Das 5. Semester an der Nordakademie ist für die meisten Dualen Studenten ein Highlight. Warum das so ist? In diesem Zeitraum bekommen alle Studierenden die Möglichkeit, während eines Auslandssemesters die Welt zu bereisen und neue Erfahrungen an einer fremden Uni zu sammeln.
Von Annika Paetow und Melissa Grützmann
Wir hatten beschlossen, unsere Chance zu ergreifen und im wahrsten Sinne des Wortes das Weite zu suchen. Denn bei den Zielen für ein Auslandssemester sind Standorte von Europa bis Australien möglich. Nach wochenlangem Grübeln stand unser Entschluss endlich fest: Wir würden dreieinhalb Monate in Riga, Lettland studieren!
Einige von euch werden über unsere Entscheidung überrascht sein, wo uns doch die ganze Welt offen stand. Keine Sorge, da seid ihr nicht die Einzigen. Diese Reaktion haben wir tatsächlich häufiger erlebt.
Was kann an einer europäischen Stadt so aufregend sein, dass man dafür ein Auslandssemester im sonnigen Kalifornien sausen lässt? Um ehrlich zu sein, vieles! Riga liegt als Hauptstadt von Lettland in der Mitte des Baltikums und hat sich in den letzten Jahren zum hippen Geheimtipp in Europa entwickelt. Die Stadt ist perfekt für Wochenendtrips innerhalb der baltischen Staaten oder nach Skandinavien und Russland. Man kann von Riga aus Ecken in Europa entdecken, die für die meisten von uns noch unbekannt sind. Außerdem ist die Hauptstadt Lettlands durch die Erasmus-Förderung finanziell erschwinglich und eine coole Studentenstadt geworden, in der man unzählige internationale Studenten aus aller Welt kennenlernen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Universität viele gute Kurse anbietet. Wir würden nach unserem Auslandssemester an der Nordakademie keine Veranstaltungen nachholen müssen. Für euch schon einmal ein kleiner Spoiler vorweg: Unsere Zeit in Riga war unglaublich und wir würden immer wieder genauso wählen!
Ende August 2018 ging es für uns beide los. Wir hatten uns über Facebook ein Zimmer in einer 7er-WG reserviert und waren super gespannt, was uns dort erwarten würde. Als wir ankamen, waren wir positiv überrascht. Die Wohnung lag im wunderschönen Botschaftsviertel, direkt an einem Park. Unsere Zimmer waren sauber und gemütlich. Besondere Pluspunkte: drei Bäder und der mehrmals wöchentliche Putzservice (inklusive!). Das war ein Luxus! Mit unseren Mitbewohnern hat das Zusammenleben auch gut geklappt und unsere Koch- oder Glühweinabenden dauerten oft bis spät in die Nacht.
Aber wir waren ja nicht nur zum Spaß in Riga, sondern auch um zu studieren.
Während der dreieinhalb Monate in Riga haben wir an der Turiba Business University studiert. Für uns war das etwas ganz Neues, denn die Turiba unterscheidet sich doch in einigen Dingen von der Nordakademie. Abgesehen von der Tatsache, dass wir unsere Vorlesungen nicht in Deutsch, sondern in Englisch meistern mussten, weicht vor allem das Prüfungssystem stark von unserem ab. Während wir an der Nordakademie eine große Klausur zum Ende des Semesters schreiben, gibt es an der Turiba über das ganze Semester hinweg kleinere Prüfungen in Form von Präsentationen oder Tests. So musste zwar durchgehend immer etwas erarbeitet werden, aber wir sind dafür jetzt absolute Präsentations-Profis und konnten den finalen Klausuren ganz entspannt entgegen schauen.
Und natürlich haben wir es neben den vielen kleinen Leistungsnachweisen auch geschafft, unserer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: dem Reisen. Wir entdeckten fast jedes Wochenende neue Orte, darunter viele tolle Ziele, die man vorher vielleicht nicht so richtig auf dem Schirm hatte. Neben Stockholm, Helsinki oder Kopenhagen ging es für uns nach Tallin, Vilnius, St. Petersburg und Moskau. Während einer Reise waren wir in Gedanken schon bei der Planung unseres nächsten Trips. Und wenn wir anschließend wieder am Flughafen in Riga landeten, war es für uns wie nach Hause kommen.
Natürlich gab es neben den vielen schönen Erfahrungen auch Herausforderungen. Kaum zu glauben, aber die Letten sind doch noch reservierter als wir Hamburger. So wurde an der Kasse im Supermarkt kein einziges Wort gesprochen und generell war es schwierig, Anschluss bei den Einheimischen zu finden. Auch an das Konzept der öffentlichen Verkehrsmittel mussten wir uns erst gewöhnen. Neben den normalen Bussen gab es kleine Schnellbusse. Nachdem solch ein Schnellbus vier Mal an uns und unserer Haltestelle vorbeigefahren ist, haben wir dann auch endlich begriffen, dass man winken muss, damit der Bus hält.
Herausforderungen gehören aber zu jedem Abenteuer dazu. Wenn wir auf unser Auslandsabenteuer zurückblicken sind wir unheimlich glücklich, diese Chance genutzt zu haben. Wir haben Kontakte zu anderen Studenten aus Europa geknüpft, sind sicherer im aktiven englischen Sprachgebrauch geworden und können behaupten uns gut in einem neuen Land zurecht gefunden zu haben, von dessen Sprache wir vorher kein einziges Wort kannten.
Daher Paldies (danke) und bis bald, Riga!