Quereinsteiger willkommen – beim Online-Karrieretag

Kerstin Walkert
Kerstin Walker, veröffentlicht am 15. Oktober 2018
Manager Corporate Communications / redaktionelle Leitung Bauer Media Blog

Am 25. Oktober geht der Online-Karrieretag in Hamburg in seine sechste Runde und die Bauer Media Group ist mit von der Partie. Das Recruiting-Event vernetzt Unternehmen mit Talenten und sorgt dafür, dass Einstiege erleichtert werden und Firmen frische Fachkräfte finden. Thomas Promny ist Gründer des Online-Karrieretages und gehört zum Veranstalterteam. Wir haben mit dem „Parallel Entrepreneuer“ über das Eventformat, die Entwicklung der Branche und die Anforderungen rund um Jobs und Recruiting gesprochen.

Lieber Thomas, vor fünf Jahren habt ihr den Online-Karrieretag in Hamburg ins Leben gerufen. Jobmessen gibt es ja viele – was war der zentrale Anlass, mit diesem Projekt durchzustarten?

Thomas Promny: Unser Gründerteam besteht aus Marc Stahlmann, Johannes Grychta und mir. Während unserer Weihnachtsfeier 2012, haben wir gebrainstormt, welches neue Event der Digital-Branche fehlt. Dabei wurde uns klar, dass Recruiting schon damals ein heißes Thema und für viele Unternehmen ein immer größer werdendes Problem war. Auf der anderen Seite wussten wir von vielen jungen Menschen, die die Branche zwar interessant fanden, aber wenig Vorstellung davon hatten, welche Jobs es dort gibt. Dies brachte uns auf die Idee für den Online-Karrieretag, mit dem wir sowohl Jobsuchende als auch Unternehmen zusammenbringen. Und ja, es gab bereits viele Jobmessen aber darunter war keine, die sich ausschließlich auf die Digitalbranche fokussiert. In dieser Nische sind wir auch heute noch ganz klarer Marktführer.

Wie lautet deine bisherige Bilanz zur Entwicklung der Online-Branche seit 2013? Man kann ja kaum noch von einer Nische sprechen, wenn zu den Austellern Einzelhandelsketten oder Chemiekonzerne zählen. Was bedeutet das für das Veranstaltungsformat?

Thomas Promny: Das stimmt. Anfangs haben wir gedacht, dass in erster Linie Start-ups unsere Aussteller sein werden. Aber tatsächlich ist das Thema digital mittlerweile komplett im Mainstream angekommen und so sind beim Online-Karrieretag auch viele ganz klassische Händler, aber auch Banken und Versicherungen, sogar Unternehmen aus Maschinenbau und anderen Industrien – weil heute natürlich alle digitaler werden wollen und entsprechende Talente brauchen.

Aufgrund der hohen Nachfrage dementsprechend auch mittlerweile viele Online-Karrieretage in anderen Städten?

Thomas Promny: Ja, denn wir haben über die Jahre gelernt, dass Jobsuchende nicht gern weit reisen. Nachdem der erste Online-Karrieretag in Hamburg super funktioniert hatte, sind wir im nächsten Jahr 2014 direkt nach Köln und München gegangen. Wir dachten, damit könnten wir ganz West- und Süddeutschland abdecken. Tatsächlich ist es aber schwer, Jobsuchende aus Stuttgart zu einer Reise nach München zu motivieren. Deswegen gibt es 2019 einen weiteren Standort in Stuttgart und in den nächsten Jahren wohl noch mehr lokale Ausgaben.

Die Digitalisierung müsste ja eigentlich auch das Arbeitsleben einfacher machen, gleichzeitig werden die Anforderungen für viele im Job immer herausfordernder. Müssen Jobsuchende zunehmend die „eierlegende Wollmilchsau“ sein oder sind es doch eher die Spezialisten, die gesucht werden?

Thomas Promny: Das kann man, glaube ich, nicht so verallgemeinern. Auf dem Online-Karrieretag schaue ich mir selbst immer sehr gern unser Personalchefs-Panel an; eine Diskussionsrunde mit hochrangigen Personalentscheidern. Ich habe in den letzten Jahren immer häufiger den Eindruck, dass der Tenor lautet: Quereinsteiger willkommen – egal, was du bisher gemacht hast, bewirb dich bitte bei uns! Da schwingt schon ein gehöriges Maß Fachkräftemangel mit – ein gutes Zeichen für die Bewerber.

Schauen wir einmal auf die Arbeitgeber. Sie präsentieren sich und umwerben die Jobsuchenden mit Bio-Obst, flexiblen Arbeitsmodellen, Gesundheitsangeboten und diversen anderen Benefits. Employer Branding ist eines der großen Buzzwords. Werden wir in fünf Jahren nur noch „Happy-Work-Places“ haben?

Thomas Promny: Der Fachkräftemangel führt dazu, dass Unternehmen sich generell ziemlich anstrengen müssen, um gute Leute anzulocken. Für die meisten ist das eine schöne Entwicklung die es Arbeitnehmern ermöglicht, zu wählen und sich frei für einen Job zu entscheiden, der nicht nur gut bezahlt ist, sondern darüber hinaus auch Spaß macht. Das Thema „Obst“ ist da aber nur ein ganz kleines – ich denke, die wichtigste Frage ist für schlaue Arbeitnehmer heute: Kann ich da was Sinnvolles tun, lerne ich was und bringt mich der Job in meiner persönlichen Entwicklung weiter. Und das ist doch ein schöner Trend, dass junge Menschen heute nicht aus Angst vor Arbeitslosigkeit Jobs annehmen müssen, die ihnen gar nicht gefallen.

Bleiben Unternehmen, die sich nicht an „New Work“ annähern, auf lange Sicht betrachtet also auf der Strecke oder gibt es auch Firmen, bei denen dieses Modell aus guten Gründen nicht funktioniert?

Thomas Promny: Der Trend geht sicher zu arbeitnehmerfreundlicheren Umfeldern. Die einzigen, die es sich aktuell noch leisten können, schlecht zu bezahlen und auf Obst, Kicker und Sinn zu verzichten, sind „sexy Branchen“ wie TV, teilweise auch die Werbung und ähnliches. Die hatten traditionell so eine starke Anziehungskraft, dass sie auch trotz schlechter Arbeitsbedingungen genug Bewerber hatten. Aber lange wird wohl auch das nicht mehr funktionieren.

Du hast auch diverse Bücher geschrieben: 2015 zum Beispiel „Online-Mittelstand in Deutschland“ (darin diverse Interviews mit spannenden Unternehmern) oder 2017 „Recruiting im digitalen Zeitalter“. Warum setzt Du ausgerechnet hier auf Print?

Thomas Promny: Ich lese selbst sehr gern Bücher, wenn auch nicht mehr auf Papier, sondern auf dem E-Reader. Ich bin überzeugt, das Medium Buch wird es noch länger geben, als wir alle leben. Wenn auch vielleicht mit einem geringeren Marktanteil als heute. Sicher werden zukünftig Video, Audio und vielleicht auch Virtual- oder Augmented Reality einen Teil dieses Marktes ersetzen. Trotzdem mag ich Bücher und glaube, sie werden auch noch lange ihren Zweck erfüllen, tiefer und detaillierter in Geschichten einzusteigen. Wenn ich mich mit einem Thema beschäftige, kann ich erstmal ein bisschen googlen oder schauen, was es dazu auf YouTube gibt. Aber wenn ich mehr wissen will, suche ich mir ein passendes Buch. Das werden vermutlich auch zukünftige Generationen noch so machen.

Thomas, danke für das Interview!

Der Online-Karrieretag findet am 25. Oktober in Hamburg statt. Jobinteressenten finden den Messestand der Bauer Media Group in der edel-optics.de Arena unter der Standnummer 33 und können sich jederzeit vor Ort über die Job- und Ausbildungsmöglichkeiten informieren. Über >>diesen Link geht es zur kostenlosen Anmeldung.

Der Hamburger Internet-Unternehmer Thomas Promny ist dafür bekannt, parallel an mehreren Projekten zu arbeiten. Neben dem Online-Karrieretag organisiert er auch andere Fachveranstaltungen und gründet Unternehmen und betreibt Plattformen rund um den Schwerpunkt online-Marketing.

Thomas Promny

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