Let’s talk to… COSMO-Chefreporterin Melanie Jassner

Kerstin Walkert
Kerstin Walker, veröffentlicht am 10. Juni 2020
Manager Corporate Communications / redaktionelle Leitung Bauer Media Blog

​Für eines der begehrten Interviews mit Hollywoodstars jettet Melanie Jassner, Chief Reporter/Entertainment Director bei COSMOPOLITAN, schon einmal zwischen L.A. oder London und der Redaktion in München hin und her. Sie besucht Filmfestivals, kennt die neuste Musik und aktuellsten Bücher und spürt auf, welche Neuerscheinungen die Leser*innen begeistern. Im Interview hat uns Melanie mehr über ihren außergewöhnlichen Job, ihren Weg zur Chefreporterin und ihre Begegnungen mit Promis verraten.

Melanie, Du bist Chief Reporter/Entertainment Director bei COSMOPOLITAN. Kannst Du uns kurz erzählen, was das bedeutet?

Als Chefreporterin führe ich viele Interviews mit national und international bekannten Persönlichkeiten. Außerdem bin ich für die Kultur bei der COSMO verantwortlich, sprich für alles rund um Filme, Bücher und, Musik. Ich setze mich mit Neuerscheinungen auseinander, schaue, was unsere Leser*innen interessieren könnte und schreibe Rezensionen. Da schließt sich dann wieder der Kreis zu meiner Rolle als Chefreporterin: Durch die Arbeit in der Kultur ergeben sich spannende Interviewparter*innen, denn viele Stars sind Schauspieler*innen oder Musiker*innen. Im Laufe der Zeit habe ich mir ein sehr gutes Netzwerk zu Plattenlabels, Filmverleihen und Agent*innen aufgebaut, das unerlässlich ist, um gute Geschichten zu machen. Mal kommt die „andere Seite“ auf mich zu, um mir Interviews und Themen vorzuschlagen, mal frage ich direkt an. Durch den engen Kontakt entsteht ein reger Austausch.

Melanie Jassner

In unserer Gesprächsrubrik „Let’s talk to…“ stellen wir Ihnen regelmäßig Mitarbeiter*innen der Bauer Media Group vor.

Wie sah Dein beruflicher Weg bis heute aus?

Früher wollte ich investigativen Journalismus machen. Reportagen schreiben und mit Menschen zu tun haben, das war schon immer mein Ding. Ich habe eine Ausbildung zur Werbekauffrau gemacht und währenddessen endgültig festgestellt: Nee, es ist Journalismus – trotzdem hilft mir dieser Background bis heute. Später habe ich Modejournalismus und Medienkommunikation studiert, Praktika beim Radio, in London und in New York sowie ein Volontariat bei der ELLE gemacht. Zu der Zeit war ich auch auf der Deutschen Journalistenschule in München und habe dann eine offene Stelle bei COSMO im Bereich Kultur und Lifestyle gefunden – genau meins also! elf Jahre ist das her, und ich bin immer noch absolut happy.

Was sind die größten Challenges in Deinem Job?

Die Termine, Interviews und Texte immer so zu timen, dass der Plan zu jedem Heft aufgeht. Rezensionen müssen natürlich „pünktlich“ erscheinen, also schon vor dem Kinostart beziehungsweise dem Erscheinungstermin eines Buches oder Albums. Sonst ist die News für unsere Leser*innen nicht mehr aktuell. Besonders tricky wird die Koordination, wenn Hollywoodstars involviert sind, weil man hier für ein Interview nominiert wird und oft erst eine Woche bis zwei Tage vor dem eigentlichen Termin weiß, ob’s klappt. Ich bin manchmal eine ganze Zeit über quasi on Hold – und arbeite währenddessen schon an Plan B, falls der Termin platzt. Oft halte ich wie beim Jonglieren möglichst viele Bälle in der Luft. Das ist ein bisschen gaga, aber man gewöhnt sich daran und versucht, immer möglichst flexibel und spontan zu bleiben. National ist das leichter, weil ich die Agent*innen oft kenne und individuelle Termine absprechen kann, statt wie in Hollywood auf einen kurzen Time-Slot in einem vorgegebenen Zeitraum zu hoffen.

Zu Deinem Arbeitsalltag gehört der persönliche Austausch mit Promis – zumindest normalerweise. Wie machst Du das in Zeiten von Corona?

Ich führe weiter Interviews – aber eben „nur“ noch übers Telefon. Das funktioniert gut, ist aber schon etwas anderes, denn face-to-face ist immer schöner – und sich physisch gegenüber zu sitzen, lässt sich durch nichts ersetzen. Das merken viele von uns ja auch gerade in den Home Office-Zeiten. Man kann über das Telefon schwieriger eine Verbindung aufbauen und nicht gleich mit einer krassen Frage einsteigen. In der Kulturredaktion setzen wir aktuell vermehrt auf Netflix-Serien oder -Filme, über die wir Rezensionen schreiben. Auf die Musikwelt sowie den Literaturbetrieb hat das Virus zum Glück nicht ganz so großen Einfluss, was Veröffentlichungen angeht (Konzerte natürlich schon). Aber hier mussten wir entsprechend kaum Anpassungen machen.

Deine „Auf ein Date mit“-Rubrik in der COSMO ist Kult – und es gibt sie mittlerweile sogar als zweiwöchentlichen Podcast auf die Ohren. Was bedeutet Dir dieses neue Format?

Ich habe riesige Lust auf diesen Podcast: Die Kolumne jetzt auch hörbar zu machen, ist mega spannend und macht mir echt viel Spaß. So sehr ich das geschriebene Wort auch liebe – und ich bin eine große Verfechterin von Print: Über Audio kann man Emotionen noch mal auf eine ganz andere Art transportieren. Die crossmediale Erweiterung der Kolumne durch den Podcast ist absolut zeitgemäß und wichtig. Noch ein Unterschied zur Printkolumne: die ist auf Männer gemünzt, während ich im Podcast auch Frauen vors Mikro bitte. Aktuell sind wir in dem Projekt noch in den „Babyschuhen“, aber mein großes Ziel ist es, den Podcast genauso zu etablieren wie das Print-Interview. Ich finde, er hat absolutes Potenzial. Die Herausforderung ist, das jetzt entsprechend zu vermarkten und allen Leuten da draußen klar zu machen: „Hey, uns gibt es jetzt auch als Podcast“.

Welche prominente Person, die Du zum Interview getroffen hast, hat Dich inspiriert oder ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Bei den deutschen Promis fällt mir da direkt Jürgen Vogel ein, das war mein allererstes Interview für COSMO. Wir waren direkt auf einer Wellenlänge, haben viel gelacht und hatten gleichzeitig ein total tiefgründiges Gespräch. Eine Stunde war angedacht, er hat spontan um eine verlängert. Im Hinblick auf meinen damals noch neuen Job hat mich das total bestärkt – Ich wusste danach: das isses. Das Interview mit Karl Lagerfeld war ebenfalls legendär. Das sollte auf einem Event für Cola Light in Paris stattfinden, an dem alles außer Kontrolle geriet und am Ende keine Zeit mehr für das Interview blieb. Also wurde ich drei Tage später erneut eingeflogen. Ganz exklusiv zu einem Fendi-Shooting, das Karl Lagerfeld fotografierte. In den Pausen haben der King und ich uns zum Gespräch zurückgezogen, das wir ein Ping-Pong-Spiel verlief. Die Möglichkeit, sich mit solch einer Legende auszutauschen und mehr über ihn als Mensch zu erfahren, das ist es, was den Job ausmacht. Solche Momente bleiben.

International traf ich vor Kurzem Brad Pitt und Leonardo di Caprio in L.A.– als einzige Deutsche Journalistin wurde ich zum Interview-Junket von „Once upon a time in Hollywood“ eingeflogen. Neben zwei solchen Superstars zu sitzen und sie zu interviewen, sich kurz die Bälle hin- und herzuwerfen, zu diskutieren…Dazu die besondere Stimmung und das ganze Drumherum – das war ein wirklich einzigartiger Moment. Danach habe ich mir gedacht:  Jetzt kannste in Rente gehen (lacht). Okay, Barack Obama würde ich gerne noch interviewen. Abgesehen davon ist Mads Mikkelsen mein absoluter Lieblings-Haudegen in Hollywood. Saulustig und total direkt. Eine andere Anekdote, die ich immer gern erzähle, ist mit Viggo Mortensen. Mit ihm hatte ich mal ein wahnsinnig tolles Interview in Venedig zu seinem Film „Eine dunkle Begierde“. Drei Jahre später habe ich ihn in Berlin für ein anderes Interview wiedergetroffen – und als ich reinkam, hat er mich tatsächlich wiedererkannt und wusste mich direkt einzuordnen. Was für ein Brain!

Ich könnte noch so viele weitere Beispiele nennen: der mittlerweile verstorbene Fotograf Peter Lindbergh, der mich schon als Teenie begleitet hat und mir zum Abschied väterlich in beide Wangen gekniffen und gesagt hat: „Bis ganz bald!“ (vier Monate später war er nicht mehr da), Justin Timberlake, Christian Bale, Matt Damon, Beyoncé und, und, und…

Worauf achtest Du, wenn Du ein Interview mit einem Star führst?

Es ist in meinem Job superwichtig, sich auf Augenhöhe mit den Stars auszutauschen. Man darf auf keinen Fall den Fanstatus annehmen. Würde ich das tun, könnte ich meinen Job nicht machen. Klar soll und muss man sich für die Menschen begeistern können – und vor wichtigen Interviews bin auch heute noch aufgeregt. Aber wenn es dann soweit ist, bin ich auf Knopfdruck voll an. Sich auf professioneller Ebene zu begegnen und gleichzeitig eine Nähe herzustellen, das ist die Kunst. Mir liegt es außerdem echt am Herzen, niemanden in die Pfanne zu hauen oder bloßzustellen, ich stelle niemals Fragen unter der Gürtellinie.

Ich achte außerdem immer darauf, dass ich wirklich gut vorbereitet in den Termin gehe und mich über mein Gegenüber genau informiere, das hat für mich auch etwas mit Respekt zu tun. Meinen roten Faden habe ich genau im Kopf, lasse aber genug Spielraum, um auf spannende Ausreißer des Gegenübers zu reagieren. Zudem schreibe mir genug Fragen auf, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und zur Not auch einen totalen Blackout überbrücken zu können – was zum Glück noch nie passiert ist.

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Ich liebe meinen Job und kann mir vorstellen, noch viele Jahre bei COSMO zu bleiben, weil der Austausch mit diesen spannenden Persönlichkeiten mir noch immer unglaublich viel gibt. Vielleicht nicht unbedingt bis zur Rente, denn für den Job braucht es einfach eine gewisse Energie und die bereits genannte ordentliche Portion Spontanität. Gut vorstellen kann ich mir etwas, was auf meiner jetzigen Tätigkeit aufbaut, aber nicht mit ganz so viel Action verbunden ist wie mein Job als Chefreporterin. Es könnte aber genauso gut sein, dass mich irgendwann noch mal die Abenteuerlust packt – und ich eine ganz neue Herausforderung suche. Ich wollte zum Beispiel schon immer gern einen Pilotenschein machen. Auch die Vorstellungen, mit einem Motorrad durch die Welt zu düsen, reizt mich sehr – aber dafür müsste erst einmal noch der entsprechende Führerschein her. Mal schauen…

Wofür brennst Du privat?

In meinem Job verwischen die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem total, denn Film, Musik und Literatur sind auch privat Hobbies. Zudem sind viele Termine im Kulturbereich am Abend, sodass ich auch außerhalb der klassischen Arbeitszeiten im Einsatz bin. Abendliche Treffen mit Freunden müssen hinten anstehen, wenn zum Beispiel eine wichtige Kino-Premiere stattfindet.

Ansonsten mache ich gern und viel Sport. Ich brauche das einfach, um mich auszupowern. Zu meinen Favoriten gehört Surfen und Schwimmen, ich bin eine echte Wasserratte. Auch Snowboarden mache ich schon seit Jahren, früher kam auch noch Skateboarden dazu, aber dafür wird man ja dann doch irgendwann zu alt (lacht). Ich gehe außerdem gern in die Natur und singe in einem Chor, das ist aber just for fun. Ich würde jetzt nie mit Musik Geld verdienen wollen oder so. Tanzen geht auch immer. Und mit Kickboxen wollte ich jetzt auch noch anfangen. Die Ideen gehen mir auf jeden Fall so schnell nicht aus.

Judith Kerstgens hat Melanie Jassner interviewt.

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