Digitale und crossmediale Produkte werden immer komplexer, gleichzeitig steigen die Erwartungen der Nutzerschaften. Ob Zeitschrift, Website, App, Skill oder Feature – was zählt, ist die ganzheitliche Markenerfahrung. Wie wird man als Projekt- oder Produktmanager also Herr der Lage? Wir haben mit Marcel Semmler, Mitglied der Geschäftsleitung der Bauer Xcel Media, über das „Shared Product Mindset“ gesprochen. Ein Ansatz zur smarten Strukturierung von Produktmanagementprozessen.
Marcel, was genau verstehst Du unter „Produktkultur“?
Marcel Semmler: Es ist nichts, was sich so richtig anfassen oder greifen lässt. Man kann als Organisation oder Unternehmen nicht einfach eine Produktkultur verordnen. Kultur ist nicht greifbar, sie spiegelt sich in der täglichen Arbeit, in gemeinsamen Werten und Überzeugungen und eben auch in Projekten und Produkten wider. Die Frage ist vielmehr: Wie schaffen wir einen Rahmen, in dem ganzheitliche Produkte im Fokus stehen? Wie gelingt es uns, den Nutzer und seine Interessen am besten zu berücksichtigen? Und: Wie entwickeln wir relevante Produkte, die wir nachhaltig monetarisieren können?
Hast Du ein Beispiel?
Nehmen wir die Bauer Xcel Media Websites: Die Medienwelt ist sehr komplex geworden, das gilt insbesondere für die Vielfalt aller digitalen Produkte. Gerade deshalb können wir Websites und Portale nicht mit ein oder zwei Personen am Reißbrett entwickeln und darauf bauen, dass sie erfolgreich werden. Wir bei Bauer Xcel Media verschmelzen unterschiedliche Perspektiven zu einem großen Ganzen: Vom Produktmanagement bis zur Redaktion, vom Audience Development bis zum Sales arbeiten wir crossfunktional an Problemlösungen und Ideen. Mithilfe dieser unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen gelingt es uns, Websites und Portale einzuführen, die uns als Medienhaus wirtschaftlich voranbringen.
Diese Komplexität beschränkt sich selbstverständlich nicht nur auf den Digitalbereich. Die Markenwelten, die wir als Medienhaus erlebbar machen, werden ebenfalls komplexer und in sich immer verzahnter. Die Leser und User machen nicht an den Grenzen der Touchpoints halt – ob Website oder Heft, ob Event oder Voice Skill. Eine Kultur der Zusammenarbeit und der Fokussierung auf das Ergebnis ist ein essentieller Erfolgsfaktor im Wettstreit um die Aufmerksamkeit.
Wie hängen die Unternehmenskultur und eine erfolgreiche Produktkultur zusammen?
Wir brauchen Leute, die ein außerordentliches Gespür für Marktdynamiken, aufkommende Trends und Nutzerzielgruppen haben. Menschen mit einem gemeinsamen „Product Mindset“ stellen gemeinsam Fragen, treffen gemeinsam Entscheidungen und lösen gemeinsam Probleme. Ihnen gelingt der „ganzheitliche Blick“ auf Prozesse, denn die aktuellen Herausforderungen des Produktmanagements sind größer denn je. Aber ein „Product Mindset“ allein reicht nicht aus, um eine erfolgreiche Produktkultur zu erklären. Der Gedanke muss in alle Teilbereiche der Organisation getragen werden, denn jedes Erzeugnis trägt die DNA eines Unternehmens in sich. Dieses „Shared Product Mindset“ umfasst die Kreation und Redaktion genauso wie die Bereiche Entwicklung, Audience Development oder Sales. Es ist wichtig, dass die Bereiche und Teams sehr eng zusammenarbeiten. Die Produktkultur ist keine Konkurrenz, sondern ein Teilaspekt einer ganzheitlichen Unternehmenskultur.