Lars Eidinger – einmal im Leben BRAVO Poster Star

Kerstin Walkert
Kerstin Walker, veröffentlicht am 15. Januar 2019
Manager Corporate Communications / redaktionelle Leitung Bauer Media Blog

Wir haben nachgefragt, wie es dem Politiker Dr. Gregor Gysi gelungen ist, Lars Eidinger zum BRAVO Poster Star zu machen: Ein Gespräch über eine ungewöhnliche Story mit Yvonne Huckenholz, Redaktionsleitung BRAVO, und dem Berliner Schauspieler.

Die Geschichte liest sich verrückt, ist aber wahr: Vor Weihnachten hat die BRAVO-Redaktion einen Brief von Gregor Gysi – ja, DEM Dr. Gregor Gysi, Mitglied des Deutschen Bundestages – bekommen. Der Politiker bittet darin die Redaktion um Unterstützung: Lars Eidinger, der bekannte Schauspieler aus Film- und Serienproduktionen wie 25 km/h oder Babylon Berlin, möchte einmal im Leben auf einem BRAVO Poster abgebildet sein. Das BRAVO-Team hat schnell reagiert und ein Twitter-Voting für die Leserinnen und Leser initiiert.

Lars Eidingers Poster-Wunsch geht in diesen Tagen tatsächlich in Erfüllung. BRAVO Nr. 3/2019 vom 16. Januar enthält ein Poster mit ihm. Über die Hintergründe sprachen wir mit BRAVO-Chefin Yvonne Huckenholz und dem Schauspieler.

Lars, Du hast Dr. Gregor Gysi für seine Gesprächsreihe „Missverstehen Sie mich richtig“ in Berlin getroffen und ihm von Deinem Traum erzählt, einmal auf das Poster der BRAVO zu kommen.

Lars Eidinger: Ja und dieser Wunsch hat einen Grund: Ich bin mit der BRAVO aufgewachsen und sie ist mit dafür verantwortlich, dass ich überhaupt Schauspieler geworden bin. BRAVO hat in mir den Wunsch geweckt, berühmt zu werden. Im Gespräch mit Gregor Gysi im Dezember sagte er einfach: „Ich kümmere mich darum“. Anschließend hat er an die BRAVO ein paar Zeilen auf dem Briefpapier des Deutschen Bundestages geschrieben. Ich frage mich (lacht), ob er dafür Ärger bekommen hat, weil er das Papier mit dem offiziellen Briefkopf verwendet hat. Die Antwort aus der Redaktion kam dann ziemlich schnell. Die Redaktionsleitung fand die Idee gut, wollte aber eine Umfrage machen und die Leser abstimmen lassen, ob sie dieses Poster überhaupt wollen.

Yvonne Huckenholz, die Geschichte kam ins Rollen. Haben Sie geahnt, welche Welle das auslösen könnte?

Yvonne Huckenholz: Die BRAVO-Redaktion arbeitet rund um die Uhr mit und auf den sozialen Medien. Jede Geschichte, jeden Beitrag und jede Aktion denken wir multimedial. Mit unserer zu fast 100 Prozent digitalisierten Zielgruppe gehört das zu unserer DNA. In der Sekunde, in der ich den Brief von Herrn Dr. Gysi auf dem Tisch hatte, wusste ich, dass wir das ins Netz stellen sollten. „Oh je, mal sehen, was dann für Antworten kommen. Aber da muss ich halt durch“, war Dr. Gysis Antwort. Kurze Zeit später schrieb mir Lars Eidinger, dass er das Voting auf seinen sozialen Kanälen verbreiten wolle.

Lars Eidinger: Ich habe noch nicht mal einen Twitter Account! Deshalb habe ich über Instagram die Leute gefragt, ob sie für mich abstimmen. Einige haben sich extra bei Twitter angemeldet.

Fast 90 Prozent der Leserinnnen und Leser haben entschieden, dass sie Lars Eidinger auf dem BRAVO Poster sehen möchten?

Yvonne Huckenholz: Die über 8.000 Stimmen für das Poster stammen nicht von Jugendlichen, sondern aus dem erwachsenen Fan-Lager von Lars. Die Poster-Abstimmung war eine schöne Gelegenheit, den älteren Generationen BRAVO ins Gedächtnis zurückzurufen. Viele haben sich dabei an ihre Jugend erinnert, ihre Zeit mit BRAVO, Dr. Sommer oder an Stars, die sie damals toll fanden.

Welche Bedeutung hatte die BRAVO damals für Dich, Lars?
Lars Eidinger:
Ich bin mit der BRAVO ein Stück weit sozialisiert und sogar aufgeklärt worden. Das war unglaublich wichtig für mich. Die Künstler auf den Postern standen für mich für die Erfüllung aller Sehnsüchte. Mit ihnen habe ich etwas verbunden, an das ich glauben konnte. Sie waren Ikonen. Kultbilder, die für bestimmte Werte oder ein Lebensgefühl stehen. Ich habe mich in diese Popstar-Welten hineingeträumt, denn die perfekte Oberfläche suggerierte: „Dieser Star wird geliebt, er ist glücklich“. Wer auf dem BRAVO Poster war, hatte es geschafft: Ob Michael Jackson, Prince, Madonna oder Morten Harket von A-ha – sie alle waren Idole und keiner von uns hätte geahnt, dass der King of Pop vielleicht der einsamste Mensch der Welt ist. Als Jugendlicher hatte ich aber auch schon eine Ahnung davon, dass dieser Widerspruch den Reiz ausmacht.

BRAVO und der gefeierte Hamlet-Darsteller – ein ziemlich ungleiches Duo?

Yvonne Huckenholz: Lars hat sich für das Poster das Motiv gewünscht, auf dem er als Hamlet gezeigt wird. Eine Figur, die er an der Berliner Schaubühne oft gespielt hat. Nicht ganz die Lieblings-Welt der Jugendlichen, aber wir haben das trotzdem gern gemacht. Dieses Poster ist für Lars, für seine Fans und auch für einige ehemalige BRAVO-Leser. Lars, Du hast im Interview mit der FAZ zugegeben, dass Du den Gedanken amüsant finden würdest, die Jugendlichen mit der Hochkultur zu konfrontieren. Ich sehe das noch aus einer anderen Perspektive: Der Gedanke, dass sich viele Erwachsene die Ausgabe mit Lars’ Poster kaufen und beim Durchblättern mit der Lebenswelt der Jugendlichen konfrontiert werden, bringt mich zum Grinsen.

Fotocredit: eine Produktion der Schaubühne Berlin © Arno Declair.

Lars Eidinger: Früher bin ich jede Woche zum Kiosk gelaufen und habe mit zittrigen Händen die neue BRAVO geblättert, in der Hoffnung, ein Poster von A-ha zu entdecken. War eins drin, habe ich vorsichtig die kleinen Drahtklammern gelöst, um das Poster nicht zu beschädigen. Mein Zimmer war komplett mit BRAVO plakatiert.

Am 16. Januar erscheint die BRAVO-Ausgabe mit einem Lars Eidinger Poster …

Yvonne Huckenholz: Ich mag Lars als Schauspieler sehr gern. Er hat großes Talent und ich bewundere seine Leistungen. Aber aus BRAVO-Sicht bin ich mir recht sicher, dass er für die Jugendlichen kein Star ist. Das ist ihm aber selbst klar. Die Jugendlichen müssen sich nicht für ihn, Hamlet oder Bertolt Brecht interessieren. Sie müssen nicht das toll finden, was die ältere Generation mag. Sie haben das Recht auf ihre eigenen Idole, Stars und Entertainer – ja, das sind Web-Stars, YouTuber, K-Pop-Bands, Deutsch-Rapper oder andere Künstler, die Erwachsene nicht kennen. Wichtig ist, dass wir sie kennen. BRAVO hat nie versucht, mit der Zielgruppe erwachsen zu werden, sondern bemüht sich immer darum, den Nachwuchs aus der jungen Generation zu beziehen.

Lars Eidinger: Viele Medien, mit denen ich groß geworden bin, gibt es nicht mehr. Viva wurde vor kurzem eingestellt, einige Musikmagazine wie Spex oder Groove ebenfalls. Ich finde es gut, dass sich BRAVO weiterhin der Popkultur widmet. Und das Theater ist der Dinosaurier unter den Medien, es wird alles andere überleben. Deswegen Hamlet.

Der Marke BRAVO gelingt es, die unterschiedlichsten Menschen in ihren Bann zu ziehen – warum?

Yvonne Huckenholz: BRAVO ist Kult. Mit 62 Jahren hat die Marke eine Tradition und viele tolle Geschichten geliefert, die Millionen begeistert haben. In der Vergangenheit – aber auch heute! Aber wir sind heute viel mehr, als ein Print-Magazin. Wir stehen multimedial für Entertainment für Jugendliche. Über unsere Kanäle erreichen wir monatlich über vier 4 Millionen Menschen der Generation Z. Für Künstler ist BRAVO nach wie vor eine Auszeichnung. Stars, die sich ihre Karriere allein im Netz aufgebaut haben und Millionen Follower um sich scharen, feiern es total, wenn wir einen Artikel in Print oder digital über sie veröffentlichen. Das ist schön! Und wer verrückt, exzentrisch und außergewöhnlich ist, der passt zu BRAVO. Deswegen finden wir trotz unserer jungen Zielgruppe das Poster von Lars als Hamlet auch voll okay.

Liebe Yvonne, lieber Lars, danke für das Gespräch.

Der 360 Grad Marke BRAVO gelingt mit der Lars Eidinger-Poster Story die Verknüpfung von Online und Print: „Medien-Marken müssen wissen, dass Technologie und Content zusammengehören“, so Yvonne Huckenholz. „Unsere Nicht-Print-Leser von heute sind die Nicht-Print-Leser unserer Kollegen von morgen. Jugendliche werden auch mit Mitte 20 ihre Art und Weise nicht verändern, wie sie Medien nutzen. Sie werden weiterhin digital unterwegs sein – und das über die meiste Zeit. In Print liegen die Wurzeln der Marke BRAVO, aber wir haben nie aufgehört, uns mit unserer Zielgruppe zu entwickeln. Die Generation Z wächst digital auf, sie ist es gewohnt, überall mitreden zu können. Das nutzen wir für BRAVO auf allen Kanälen. Alles, was die Jugendlichen ausprobieren, machen wir mit. Auf YouTube waren wir 2006, den Facebook-Kanal haben wir 2009 gegründet und Instagram bespielen wir seit 2014 – lange bevor die meisten anderen Medien-Marken sich dort Kanäle angelegt hatten.“

Lars Eidinger spielte als Zehnjähriger Bibi-Blocksberg-Hörspiele nach, studierte später an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ und gehört heute zum Ensemble der Berliner Schaubühne. Er spielte in Maren Ades Drama Alle anderen, das im Wettbewerb der 59. Internationalen Filmfestspiele von Berlin zwei Silberne Bären gewann. Man kennt ihn aus dem Tatort und Peter Greenaways Film Goltzius and the Pelican Company. 2016 wurde Eidinger in die Jury der 66. Internationalen Filmfestspiele Berlin berufen. 2018 spielte er Bertolt Brecht in Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm. Für das Mofa-Roadmovie 25 km/h an der Seite von Bjarne Mädel bekam er den Ernst Lubitsch Preis für die Beste komödiantische Leistung. Nebenbei legt Eidinger bei Veranstaltungen als DJ auf und veranstaltet an der Schaubühne Partys unter dem Motto Autistic Disco. 2018 war er für den Bambi als Bester Schauspieler national nominiert.

Kerstin Walker führte das Interview mit Lars Eidinger und der BRAVO-Redaktionsleiterin Yvonne Huckenholz. Sie haben Rückfragen? – Melden Sie sich gern bei Janina Saskia Jaeger.

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