Female Empowerment: COSMOPOLITAN-Chefredakteurin Lara Gonschorowski im Interview

Kerstin Walkert
Kerstin Walker, veröffentlicht am 5. März 2020
Manager Corporate Communications / redaktionelle Leitung Bauer Media Blog

Sie findet Female Empowerment ausbaufähig und mag keine glattgebügelten Frauenportraits in Magazinen: COSMOPOLITAN-Chefredakteurin Lara Gonschorowski setzt auf authentische Vorbilder für ihre Leser*innen. Warum Lara sich im COSMO-Credo „Fun-Fearless.Female“ wiederfindet und welche Themen die Blattmacherin rund um den Weltfrauentag am 8. März beschäftigen, erzählt sie im Interview.

Lara Gonschorowski

Lara, wie viel Fun.Fearless.Female steckt in Dir?

Eindeutig sehr viel! Female erklärt sich von allein. Fun ist etwas, was ich in der Redaktionsarbeit und im Alltag schätze – abgesehen davon bin ich ohnehin ein humorvoller Mensch. Fearless unterscheibe ich auch sofort! Sonst hätte ich mich nie auf die Branche eingelassen und auch den Job der Chefredakteurin nicht angenommen. Ich bin immer schon mutig ins kalte Wasser gesprungen, denn darin habe ich schwimmen gelernt. Vielleicht liegt das in meiner Kindheit begründet, denn die habe ich in Brasilien am Strand verbracht, dort war es oft stürmisch. Die Komfortzone zu verlassen, sich an neue große Sachen zu trauen — das ist mein Stil und mit dem fahre ich ganz gut.

Das möchten wir genauer wissen: Du hast als Kind an der Copacabana gespielt?

Die Copacabana war nicht meine Home Turf, genau genommen wohnten wir etwas westlicher. Meine Eltern sind Deutsche. Mein Vater ging Anfang der 80er Jahre geschäftlich nach Brasilien. Ich bin in Rio geboren und fast bis zu meinem vierten Lebensjahr dort aufgewachsen. Ich habe als Kind so viel Sand geschluckt! Eventuell hat mich das fürs ganze Leben abgehärtet.

Stichwort Female Empowerment: Wie war denn dein Karriereweg, hat man dir je Steine in den Weg gelegt?

Ich habe nicht den Eindruck, es als Frau schwerer gehabt zu haben und musste keine Hürden nehmen, die nur darin begründet waren, dass ich weiblich bin. Unsere Branche ist sehr weiblich geprägt – zumindest bis zur Chefredakteurs-Ebene. Bei Bauer gibt es mit unserer Eigentümerin in der obersten Führungsetage eine schöne Ausnahme.

COSMOPOLITAN setzt sich seit 40 Jahren für Themen wie Gleichberechtigung und Female Empowerment ein – was macht ihr aktuell, um Frauen eine Bühne zu bereiten?

Gleichberechtigung gehört zum Kern unserer Marke. Wir greifen dieses Thema in jedem Heft auf, indem wir spannende Frauen und ungewöhnliche Lebensmodelle vorstellen. Eines unserer wichtigen Elemente für unser Leitbild ist die Kampagne #supporther: Die haben wir vor rund zwei Jahren ins Leben gerufen und dazu passend im Heft auch eine eigene Rubrik. Es ist wichtig, dass wir unseren Leser*innen realistische und authentische Vorbilder präsentieren. Wir erzählen, dass beispielweise auch die Chefin eines großen Unternehmens mal einen Job nicht bekommen hat. Würden wir in der COSMOPOLITAN nur glattgebügelte Lebensmodelle zeigen, wären unsere Leser*innen eher frustriert. Unsere Role Models im Magazin zeigen vielmehr, dass Fehler zum Leben dazu gehören.

Wie und wo findet ihr denn diese Vorbild-Frauen?

Wir haben ein gigantisches Netzwerk und ich bin schon immer eine umtriebige Person gewesen. Auf Geschäftsterminen lerne ich viele Menschen kennen. Unser gesamtes Redaktionsteam ist sehr neugierig. Wir haken nach, stellen Fragen, aber natürlich werden uns auch Stories angeboten. Ein schönes Feedback aus der letzten Zeit: Elke Büdenbender, Juristin und Frau unseres Bundespräsidenten, gehört auch zu unseren Leser*innen – und hat mich zu einem Panel nach Berlin eingeladen, weil sie unsere inspirierenden Geschichten toll findet. Das ist großartig und ein super Feedback für unsere Arbeit.

Am 8. März ist der Weltfrauentag: Wo stehen Frauen in deinen Augen aktuell gesellschaftlich?

Wenn wir uns im Arbeitsleben umschauen, haben wir noch viel zu tun. Es gibt nach wie vor jede Menge Aufgaben für Politik und Gesellschaft. Ich bin mir nicht sicher, ob wir die Potentiale und Kräfte richtig bündeln, um Frauen im Job voran zu bringen. Wir haben zu wenige Frauen in den Vorständen. Die Kinderbetreuung in Deutschland ist noch nicht ausreichend. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss verbessert werden. Frauen stecken immer noch häufig für die Kindererziehung ihre Karriere zurück. Sie müssen nach ihrer Rückkehr in den Job stärker gefördert werden, um ihrem Anspruch entsprechend weiterarbeiten zu können.

Der Weltfrauentag ist Auftakt für eine Aktionswoche, in der wir auf COSMO.de und über Instagram zehn Tage lang – vom 8. bis zum Equal Pay Day am 17. März 2020 – auf Themen aufmerksam machen, die unsere Community bewegen. SupporterInnen (Prominente, Influencer*innen und Expert*innen) beleuchten mit uns Themen wie Body Positivity, Zusammenhalt, Freundschaft, Diskrimminierung, Frauengesundheit, Gewalt gegen Frauen, Karriere, Bildung, Glück und Lohngleichheit. Es ist superwichtig, dass wir darüber informieren. Denn es ist unsere Aufgabe, dass wir eine Plattform bieten, in der sich Frauen gegenseitig unterstützen können. Allerdings dürfen diese Themen nach der Aktion nicht verpuffen. Wir müssen da im redaktionellen Alltag und durch Aktionswochen regelmäßig dranbleiben. Alles, was wir machen, sollte nachhaltig sein.

Enita Ramaj, Chefredakteurin Brand Development COSMOPOLITAN.de

Der Begriff Female Empowerment wird oft zitiert, aber in kleinen Dingen vergessen wir manchmal, worauf es ankommt, oder?

Mir fehlt manchmal das Engagement von Frauen für Frauen. Die gegenseitige Unterstützung im Team oder im Freundeskreis zum Beispiel: Manche Mütter bashen sich gegenseitig in Sachen Kindererziehung, statt sich zu solidarisieren. Unser gegenseitiger Support muss bei den kleinen Dingen ansetzen. Female Engagement fängt im Privatleben an. Wenn ich mich dort engagiere, überträgt sich das auf die Teamarbeit am Arbeitsplatz. Mir ist wichtig, dass richtig empowert wird. Ich habe oft das Gefühl, dass Frauen zusammenkommen und sich darüber unterhalten – aber der Output ist zu gering. So geht es mir auch bei der einen oder anderen Initiative.

Immer wieder trendige Themen finden und höchste journalistische Qualität abliefern: Wie geht das bei COSMO? Welche Stärken braucht es dafür?

Wir sprechen bei Print immer von der Veredelung von Produkten und Themen. Das ist definitiv so. Wir wollen Themen als erste finden und ansprechen. Das ist sehr aufwändig, aber das macht Qualitätsjournalismus aus. Ich habe das große Glück, ein hochmotiviertes Team zu haben. Das sind Trüffelschweine, die die besten Themen ausgraben und super recherchieren! Wir sind überall unterwegs – auf Modenschauen und Messen und suchen Themenansätze, die von der Konkurrenz noch nicht gesehen wurden. Am Schreibtisch fliegen einem die Stories nicht zu!

40 Jahre COSMO: Worüber kannst du schon sprechen?

Soviel sei verraten: Wir bilden das ganze Jahr lang das Cosmo-Universum ab. In der Februar-Ausgabe sind wir mit einer interessanten und prominent besetzten Gesprächsrunde gestartet, um das Frauenbild von heute einzuordnen. In unserer Märzausgabe spielen wir das Thema im Karrierebereich – 40 Frauen geben ihren persönlichen Job-Tipp. Im Mai-Heft haben wir die Cosmo-Themen Sex und Lust. Das wird spannend. So haben in jedem Heft einen Themenschwerpunkt, der sich um unser Jubiläum dreht. Nicht zu viel Retro, obwohl wir im Heft alte Cover und Coverzeilen präsentieren. Wir blicken zurück auf das Schönheitsideal vor 40 Jahren – und wir zeigen alle Facetten, mit denen Schönheit heute interpretiert wird. Das Ganze gipfelt in unserer Jubiläumsausgabe im Oktober, in der wir uns bei unseren Leser*innen bedanken wollen.

Wenn du vier Jahrzehnte voraus, in die Zukunft blicken kannst: Wo stehen wir?

Da bin ich 76 Jahre und werde hoffentlich immer noch meine geliebten High-Heels tragen, immer noch fearless sein und fun leben! Ich hoffe, dass wir in spätestens 40 Jahren die besten Resultate für die oben erwähnten Probleme in der Gleichstellung von Frauen und ihrer Förderung im Job sehen. Das ist ein wichtiges Ziel. Ich hoffe, dass die Generation, die nach uns kommt, sich um solche Themen keine Gedanken mehr machen muss. Ich wünsche mir, dass sich meine Patentochter, die jetzt ein Jahr alt ist, in 40 Jahren keine Gedanken mehr machen muss, warum ein Mann besser bezahlt wird.

Sie haben Rückfragen? – Melden Sie sich gern bei Katrin Hienzsch.

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