Hilfe zur Selbsthilfe! Mit dem von Gudrun Bauer gegründeten Charity-Projekt „Skill up!“ gehen Jugendliche in Entwicklungsländern den Weg in die Selbständigkeit. Ein Blick hinter die Kulissen.
Justina Mwangangi fuhr jeden Tag nach dem Frühstück über eine Stunde weit nach Kibera, dem größten Slum von Nairobi. Niemand weiß genau, wie viele Menschen in den Wellblechhütten in Kenias Hauptstadt leben. Schätzungen gehen von bis zu einer Million Menschen aus, die größtenteils ohne feste Arbeit und Ausbildung in Armut und Hunger existieren. Kinder und Jugendliche sind von der aussichtslosen Situation besonders betroffen. Für sie hat sich Justina in den Ausbildungsbetrieben am Rande des Slums als Projektleiterin von „Skill up!“ engagiert. Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Ziel der länderübergreifenden Initiative der Bauer Media Group. Übersetzt bedeutet skill up „qualifiziere dich!“
„Skill up!“, das Programm zur beruflichen Qualifizierung und Ausbildungsförderung, wurde von Gudrun Bauer gegründet und finanziert. Es ist eines von vielen Projekten, die die Ehefrau des langjährigen Verlegers Heinz Bauer ins Leben gerufen hat. Warum sich Gudrun Bauer engagiert? – Ein Schlüsselerlebnis war die Geburt ihrer ersten Tochter: Der Hamburger Kinderarzt, der die Geburt begleitete, stammte aus Indien. Er berichtete Gudrun Bauer von der Not in seinem Land und sie sagte ihm sofort ihre Unterstützung für ein Kinderhospital in Indien zu.
„Mütter können nachempfinden, welchen Wendepunkt im Leben die Geburt eines Kindes bedeutet“, sagt Gudrun Bauer rückblickend. Für sie waren ihre eigenen Kinder gleichzeitig ein Anstoß für ihr Charity-Engagement. Gudrun Bauer begann, sich mit all ihren Möglichkeiten für Kinder in Not einzusetzen. Mit Dieter Thomas Heck, der Schirmherr vieler Projekte der Welthungerhilfe war, reiste die Hobby-Pilotin 2005 in die indonesische Provinz Aceh. Die Gegend war vom Tsunami verwüstet worden und Gudrun Bauer erlebte, wie die Welthungerhilfe vor Ort Nothilfe leistete. Sie war begeistert von den Mitarbeitern und der seriösen Arbeit der Organisation. Über wichtige persönliche Entscheidungen hatte sie in einem Interview zuvor einmal gesagt: „Ich fahre meine Antennen aus. Ich glaube, dass das sogenannte Bauchgefühl wichtig ist.“ Damals hörte sie auf ihre Intuition: Sie hatte in der Welthungerhilfe eine Organisation gefunden, mit der sie künftig eigene Projekte umsetzen wollte.
Die Bauer Media Group hat seitdem viele Hilfsprojekte mit der Welthungerhilfe angeschoben, mit denen Gudrun Bauer gegen Säuglingssterblichkeit und Mangelernährung in den Slums von ärmsten Entwicklungsländern kämpft und sich für Schulbildung engagiert. „Immer wieder stellt sich mir bei meiner Arbeit die Frage, was aus den Kindern in diesen Ländern nach der Schule wird.“ „Skill up!“ ist eine Antwort: Das Programm zur Berufsausbildung von Jugendlichen läuft neben Kenia auch in drei weiteren Entwicklungsländern.
„Der Lerneifer der jungen Menschen in diesen Ländern ist wirklich beeindruckend. Die Jugendlichen freuen sich über ihre Chance, und ergreifen sie.“
Gudrun Bauer
In den auf jeweils fünf Jahre angelegten Projekten absolvieren insgesamt 1.500 Jugendliche eine Ausbildung zum Friseur, Koch, Kfz-Mechaniker, EDV-Spezialisten, Schneider, Gärtner, Landwirt oder Elektriker. Wie wichtig eine gute Ausbildung ist, weiß niemand besser als Justina Mwangangi, die Wirtschaft und Soziologie studiert hat und selbst aus armen Verhältnissen stammt. Justina, die heute für ein anderes Projekt der Welthungerhilfe im Südsudan arbeitet, ist überzeugt: „Jeder Mensch kann das Buch seines Lebens selbst schreiben.“
In das Empowerment-Projekt „Skill up!“ fließt nicht nur Geld, sondern viel Herzblut von Menschen wie Justina und Farida Juma, der neuen Projektleiterin in Kibera. Sie sorgen allein in Nairobi jeden Tag dafür, dass insgesamt 600 kleine lokale Betriebe Jugendliche ausbilden können. „Wer eine Perspektive in der eigenen Heimat hat, wird nicht in eine unsichere Zukunft fliehen“, erklärt Gudrun Bauer ihre Motivation, zu helfen. „Der Lerneifer der jungen Menschen in diesen Ländern ist wirklich beeindruckend“, betont die Projektgründerin. „Die Jugendlichen freuen sich über ihre Chance, und ergreifen sie.“ Um sich zu informieren reist sie mit Journalisten mehrmals im Jahr in Länder, in denen „Skill up!“-Projekte laufen. Mitreisende beschreiben Gudrun Bauer respektvoll als „hart im Nehmen“. Weite Reisen, extreme Temperaturen und stundenlange Fahrten im Geländewagen über Schotterpisten oder an Steilhängen entlang können die zierliche Frau nicht davon abhalten, jedes einzelne ihrer Projekte im Auge zu behalten.
Hintergrund Welthungerhilfe
Die Welthungerhilfe unterstützt derzeit in 38 Ländern einige Hundert Entwicklungsprojekte. Ihr Ziel ist es, die Sicherung der Ernährung und die langfristige und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituationen langfristig und nachhaltig zu verbessern – für eine Welt, in der alle Menschen die Chance haben, ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Gerechtigkeit zu führen, frei von Hunger und Armut. Mit einem weit verzweigten Netzwerk aus Partnern und Unterstützern sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit 1962 im Einsatz. Die Welthungerhilfe ist eine der größten deutschen Nichtregierungsorganisationen.
Hintergrund Bauer Charity
Seit mehr als zehn Jahren unterstützt Gudrun Bauer einzelne, stets persönlich ausgewählte Projekte der Welthungerhilfe in mehreren Entwicklungsländern Asiens und Afrikas. Zusätzlich sammelt sie seit fünf Jahren mit ihrer Initiative „Reiten gegen den Hunger“ in Pferdesport-Kreisen Spenden für die Hilfsorganisation – bisher rund 1,5 Millionen Euro. „Skill up!“ ist ihr eigenes, von ihr komplett finanziertes Großprojekt; die Durchführung liegt bei der Welthungerhilfe.
Die Bauer Media Group fördert darüber hinaus weitere Institutionen, die international wertvolle Hilfe leisten, beispielsweise Reporter ohne Grenzen und Ärzte ohne Grenzen. Am Hamburger Standort unseres Medienhauses unterstützen wir unter anderem das Kinder-Hospiz Sternenbrücke sowie das Deutsche Rote Kreuz und die Stiftung phönikks.
Sie haben Rückfragen zum Thema oder möchten auch unterstützen? – Melden Sie sich gern bei Andrea Fratini.