Sie sind Astronaut geworden: Haben Science Fiction-Romane Ihren Berufswunsch beeinflusst?
Reinhold Ewald: Vielleicht. Sie haben vor allem mein Bewusstsein dafür geschärft, was mir wichtig ist. Die Geschichten von PERRY RHODAN waren für mich zu sehr mit der Abwehr von Gefahren verbunden, die aus dem All drohen. Mich dagegen hat von Anfang an die Möglichkeit fasziniert, den existentiellen Fragen im All nachgehen zu können. Beispielsweise der, ob es weiteres Leben im Weltraum gibt. Ich persönlich habe die Raumfahrt immer als friedliche Mission betrachtet und das ist sie bis heute. Von der Internationalen Raumstation gehen keinerlei Gefahren aus.
Völlig losgelöst: Reinhold Ewald
Blick in die Sojus-Kapsel beim Blick aus der Sojus-Kapsel.
Was ist es für ein Gefühl, wenn die Mission tatsächlich startet?
Reinhold Ewald: Ich bin 1997 mit zwei weiteren Kosmonauten in der Sojus TM-25 Kapsel in den Weltraum geflogen, um zur MIR zu gelangen. Es dauerte zwei Tage, bis wir die Raumstation erreicht haben. Stellen Sie sich eine Telefonzelle vor – so wenig Raum hatte jeder für uns in der Kapsel zur Verfügung. Das war spartanischer als Camping! Ein großer Kontrast zu den komfortablen Raumschiffen mit artifizieller Gravitation, die in Science Fiction-Romanen durch das All rasen. Es fühlt sich surreal an: Trotz der Schwerelosigkeit ist man mit jeder Faser des Körpers angespannt.
Im Gegensatz zu Science Fiction-Helden heben wir nicht auf Knopfdruck ab: Eine Raumfahrtmission basiert auf jahrelanger Vorbereitung. Ich zitiere gern Tom Wolfe, der in seinem Roman „The Right Stuff“ über den Stoff schreibt, aus dem Weltraumhelden gemacht sind. Heute zählt bei einer Weltraummission „The Right Staff“! Es kommt auf die Menschen im Team an, die eine Mission erst möglich machen.
Reinhold Ewald zusammen mit zwei Kosmonauten in Baikonur auf der Startrampe zur Mission „MIR97“.