Die Bauer Media Group geht Schritt für Schritt neue Wege. Wie beobachtest du die Veränderung zu einem Portfolio-Unternehmen?
Ich habe Bauer im letzten Winter besucht in meiner Funktion als Kommunikationsberater für ein anderes Unternehmen. Das Haus wirkte auf mich sehr in Bewegung. Dieser Umbau ist spürbar, für jeden der da ist, der mit den Menschen spricht. Bauer war in der Vergangenheit ein Verlag, der stark aktiv Veränderungen vorangetrieben hat, meist orientiert an klaren ökonomischen Zielen. Was rentabel war, wurde behalten; was nicht rentabel war, abgestoßen. Und wie viele große, internationale Unternehmen steckt die Bauer Media Group mittendrin in ihrer Transformation. Mein Eindruck ist, dass man sehr genau weiß, wo man hinwill. Die Umsetzung ist – wie zurzeit in jedem Medienhaus – die Herausforderung, die es zu managen gilt.
Nicht nur die Bauer Media Group, viele andere deutsche Unternehmen suchen qualifizierte Nachwuchskräfte. Wie wichtig ist Employer Branding?
Super wichtig: Denn die Frage „Wie überzeuge ich die Menschen davon, mein Unternehmen gut zu finden und bei uns zu arbeiten?“ ist entscheidend für den Erfolg eines Arbeitgebers. Sicherheit ist wichtig, aber eben auch eine klare Idee, wofür dieses Unternehmen steht. Und man braucht ein gutes Klima, in dem sich derjenige, der dort arbeitet, wertgeschätzt fühlt. Das wird meiner Meinung nach noch immer völlig unterschätzt. Und daneben werden neue Organisationsformen wichtiger, etwa die Möglichkeit Homeoffice zu machen. Oder vielleicht den fünften Tag in der Woche nicht zu arbeiten -– und auf das volle Gehalt zu verzichten, um mehr Freizeit oder Zeit für ein soziales Engagement zu haben. Diese Flexibilität muss ein Arbeitgeber heutzutage zeigen, um gute Mitarbeiter dauerhaft an sich zu binden.
Die gesamte Publishing Branche ist im Umbruch. Wie kommentierst du diesen Wandel?
Ich bin überzeugt, dass große Unternehmen wie Bauer Media diesen grundlegenden Strukturwandel begreifen, weil dieser für sie existentiell ist. Ich habe allerdings Zweifel, dass dies alle mittelständischen Verlage umfassend genug tun. Wir sehen, dass viele Menschen noch bis vor wenigen Jahren zu über 60 Prozent ihrer Nachrichten aus Tageszeitungen oder TV bezogen haben. Heute hat die Nutzung des Smartphones schon jene von Zeitung und TV überstiegen. Ich sehe das immer in der Bahn, mit der ich viel unterwegs bin. Früher saßen da Leute und lasen Zeitung, heute schauen die meisten auf ihr Mobiltelefon. Das ist natürlich insbesondere eine Herausforderung für die mittelständischen Verlage. In den nächsten fünf Jahren werden wir eine weitere, noch radikalere Abkehr von Print erleben, zumindest was Tageszeitungen angeht.
Welche Plattformen nutzt Du am meisten?
Ich bin immer mehr auf YouTube. YouTube ist in zahlreichen Tutorials sehr anschaulich, und für meine Lieblingssportarten ist der Kanal unschlagbar. Hier kann ich jederzeit sehen, was ich wie noch lernen kann. Das gibt mir auch Momente der Entspannung – viel mehr als es das Fernsehen kann, weil ich zielgerichteter gucken kann. Und Twitter nutze ich intensiv – es ist wie meine digitale Tageszeitung. Über Twitter kriege ich viele interessante Impulse, die ich dort vertiefen kann. Die meisten Artikel, die hinter einem Tweet oder Thread stecken, haben keine Pay Wall. Vom Trumps aktuellstem Tweet bis zu Meldungen von „Bild“ oder der „New York Times“: Twitter hat’s.