Der Hunger nach einer Perspektive

Kerstin Walkert
Kerstin Walker, veröffentlicht am 17. September 2018
Manager Corporate Communications / redaktionelle Leitung Bauer Media Blog

Gudrun Bauer und Jörg Pilawa gemeinsam in Uganda. Der bekannte TV-Moderator unterstützt seit vergangenem Jahr „Skill Up!“, die große Ausbildungsinitiative von Gudrun Bauer. Was hat ihn besonders bewegt, mit welchen Eindrücken reiste er nach Hause?

In Afrika gibt es eine Form von Hunger, die wir hier in Deutschland komplett unterschätzen und die so viele Menschen dazu treibt, ihre Heimat zu verlassen. Es ist der Hunger nach einer Perspektive. An jeder Ecke zu spüren, selbst in für afrikanische Verhältnisse gut entwickelten Ländern wie Uganda. 60 Prozent der Jugendlichen beenden nicht die Grundschule, weil sie irgendwie zum Familienverdienst beitragen müssen. Jeder Zweite von ihnen wird in seinem Leben gerade mal 45 Euro oder weniger pro Monat verdienen. Über 60 Prozent der vielen jungen, alleinerziehenden Mütter finden gar keinen Job. „Gerade deswegen ist es so wichtig, dass wir die Ausbildung dort unterstützen“, sagt TV-Moderator Jörg Pilawa. Zum zweiten Mal hat er sich auf den Weg gemacht, um ein Projekt von Skill Up! zu besuchen, der großen Ausbildungsinitiative von Gudrun Bauer, durchgeführt und betreut von der Welthungerhilfe. In vier Ländern werden innerhalb von fünf Jahren 8.000 junge Menschen in Berufen ausgebildet, die eine echte Perspektive haben. Über 170 waren es bislang in Fort Portal/Uganda, Hunderte werden folgen. Eine erste Bilanz ergab: Fast 90 Prozent der Absolventen konnten durch die Ausbildung ein regelmäßiges Einkommen erzielen. auf einen Blick-Chefredakteur Jan von Frenckell sprach in Uganda mit Jörg Pilawa über seine Eindrücke.

Herr Pilawa, übersehen wir nicht ein großes Problem Afrikas – die Perspektivlosigkeit?

Jörg Pilawa: Absolut! Wenn wir an Afrika denken, denken wir an Hungerkatastrophen. Denn das sind die Bilder, die wir zu Hause auch sehen. Hungernde afrikanische Kinder nach einer Dürre führen dazu, dass das Geldsäckelchen aufgemacht wird. Natürlich ist diese Soforthilfe wichtig. Aber genauso wichtig ist die Hilfe zur Selbsthilfe wie das Ausbildungsprojekt „Skill Up!“

Was geht es uns in Deutschland denn an, ob im entfernten Afrika ein junger Mensch eine Ausbildung bekommt oder nicht?

Jörg Pilawa: Die Verantwortung in einer globalisierten Welt besteht doch darin, dass wir dafür sorgen müssen, dass überall auf dieser Welt die Menschen sicher und eigenverantwortlich leben können. 64 Millionen Menschen sind aktuell auf der Flucht – nicht, weil sie nicht mehr zu Hause leben wollen, sondern weil sie nicht mehr zu Hause leben können. Die Auswirkungen, wenn wir zu wenig tun, sehen wir ja gerade.

Unser Fokus richtet sich derzeit sehr auf Flüchtlinge, die bei uns sind. Wäre es nicht auch wichtig, das Elend und die Perspektivlosigkeit zu sehen, die in Afrika herrschen?

Jörg Pilawa: Ja! Wir lesen viel über die Flüchtlingsströme aus Syrien oder Afghanistan, Afrika ist da leider ein bisschen in Vergessenheit geraten. Ich glaube, perspektivisch sind das die größeren Flüchtlingsströme, die uns erwarten.

Videoclip der Welthungerhilfe über Skill up! in Uganda.

Nun sind wir gerade gemeinsam in Uganda. Was nehmen Sie von dieser Reise mit?

Jörg Pilawa: Sehr viel Positives. Uganda ist ein Land mit vielen Perspektiven. Es kann sich selbst ernähren, es gibt ein Schulsystem. Durch ein Projekt wie „Skill Up!“ wird jedem der Beteiligten der nächste Schritt ermöglicht. Denn wer einen Beruf erlernt, hat auch eine Perspektive. Nicht nur für sich, sondern für seine ganze Familie. Und diese Perspektiven werden in den nächsten Jahren immer wichtiger – hier in Uganda sind 50 Prozent der Menschen unter 15!

Im Herbst werden Sie wieder die große Helden-Gala von auf einen Blick moderieren und auch einen Menschen ehren, den Sie hier kennengelernt haben – Benjamin, den Projektleiter von „Skill Up!“ Was hat Sie an ihm fasziniert? 

Jörg Pilawa: Er kommt von hier, als er elf war, starb seine Mutter an Aids, seinen Vater hat er nie kennengelernt. Und trotz aller Hürden hat er es geschafft, jetzt das Ausbildungsprogramm zu leiten. Eine wahnsinnige Leistung! Benjamin will mit „Skill Up!“ nicht die Welt verändern, sondern kleine Leuchttürme schaffen. Und das Projekt Schritt für Schritt wachsen lassen. Ich denke, das kann man auch gut auf sein eigenes Leben übertragen.

Wenn wir unser Leben mit dem Leben der Menschen hier vergleichen – geht es uns zu gut oder den Menschen in Uganda zu schlecht?

Jörg Pilawa: Uns geht es im Großen und Ganzen definitiv zu gut. Was dazu führt, dass man anfällig wird für Ängste. Und aus dieser Angst heraus entstehen oft politisch oder gesellschaftlich schlechte Entscheidungen. Aber zufriedenere Menschen habe ich oft in Afrika erlebt. Vielleicht, weil wir verlernt haben, uns über kleine Dinge zu freuen. Auch der Zusammenhalt innerhalb der Familie ist hier stärker ausgeprägt – auf jeden Fall ein weiterer Zufriedenheitsfaktor.

Sie wollen das „Skill Up!“-Projekt weiter unterstützen. Warum?

Jörg Pilawa: Ich war oft in Afrika und habe immer gedacht, dass Schulbildung das Wichtigste ist. Aber was hat ein Kind davon, wenn es sieben Jahre auf der Schule war und am Ende doch nur vor der Hütte sitzt? „Skill Up!“ macht da genau den nächsten Schritt und bildet junge Menschen nach der Schule aus. Die Ausbildung ist vom Staat anerkannt – mehr kann man junge Leute kaum stärken. „Skill Up!“ ist außerdem extrem nachhaltig und auf jedes Land speziell zugeschnitten. Deshalb war ich so begeistert von der „Skill Up!“-Idee und bin es nach jedem Besuch vor Ort noch mehr!

Das Interview von Jan von Frenckell ist in voller Länge in auf einen Blick (Nr. 32/2.8.2018) erschienen.

Jörg Pilawa begleitete Gudrun Bauer nicht zum ersten Mal auf einer Reise. Der TV-Moderator besuchte mit ihr bereits ein >>„Skill Up!“-Projekt in Kenia, das 2017 von der Programmzeitschrift auf einen Blick ausgezeichnet wurde. In die „Skill Up!“-Projekte von Gudrun Bauer fließt nicht nur Geld, sondern viel Herzblut von Menschen, die sich aus Überzeugung für Jugendliche in Entwicklungsländern engagieren. Die verschiedenen Ausbildungsprojekte laufen seit 2015 in Uganda, Kenia, Tadschikistan und Sierra Leone und wurden jeweils an die lokalen Bedingungen angepasst, um einen größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Die Umsetzung der „Skill Up!“-Pilotprojekte hat die Welthungerhilfe übernommen.

„Helden des Alltags“
Jährlich zeichnet die Programmzeitschrift auf einen Blick die HELDEN DES ALLTAGS aus. Geehrt werden besondere Menschen, die durch ihr selbstloses Handeln und aufopferungsvolles Engagement für andere zum Vorbild werden.

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Hintergrund Bauer Charity
Seit mehr als zehn Jahren unterstützt Gudrun Bauer einzelne, stets persönlich ausgewählte Projekte der Welthungerhilfe in mehreren Entwicklungsländern Asiens und Afrikas. Zusätzlich sammelt sie seit fünf Jahren mit ihrer Initiative „Reiten gegen den Hunger“ in Pferdesport-Kreisen Spenden für die Hilfsorganisation. „Skill Up!“ ist ihr eigenes, von ihr komplett finanziertes Großprojekt; die Durchführung liegt bei der Welthungerhilfe.

Sie haben Rückfragen zum Thema oder möchten auch unterstützen? – Melden Sie sich gern bei Anna Störmer.

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